Locomalito verschenkt seine Spiele im Internet

Videospiele sind ein Medium, das von der ständigen technischen Innovation getrieben wird, aber gleichzeitig in Nostalgie für seine vergangenen Tage schwelgt. Der Spieleentwickler Locomalito neigt eher zu letzterem. Der Künstlername des Spaniers steht synonym für authentisch inszenierte Retrospiele und einer einer beispiellosen Hingabe für diese Leidenschaft.

Über ein Dutzend Titel hat er über die letzten Jahre veröffentlicht. Jedes davon ist eine Liebeserklärung an eine vergangene Ära. "Ich verliere mich schnell in Dingen, die ich liebe", sagt er. "Es ist leicht, so einen Nachmittag zu verbringen, Fotos anzuschauen, zu lesen, alte Filme zu schauen. Und manchmal fühlt sich das wirklich wie Archäologie an."

Locomalito wuchs Ende der 80er Jahre in Spanien auf. Das goldene Zeitalter der Arcadehallen neigte sich gerade seinem Ende zu und so stand er oft vor den Automaten von Shinobi, Double Dragon und OutRun. Es ist eine Zeit, die sein Schaffen bis heute prägt.

Einmal habe er eine Liste seiner Lieblingsspiele erstellt, die auf über 1000 Einträge kam. Darunter befinden sich Klassiker wie Turrican und R-Type, aber auch eher obskures wie Monster Maulers und Chelnov. "Ich bin stets mit all meinen Lieblingssystemen im Kontakt geblieben, meistens über Emulatoren, aber auch durch ein paar erhaltene Arcade-Maschinen", so der Entwickler.

"Das Spielgefühl muss dasselbe sein"

Dass Locomalito nie nur einem System die Treue gehalten hat, spiegelt sich in der Vielfalt seiner eigenen Spiele wieder. "Ich imitiere die alten Systeme nicht vollständig, aber versuche, nah dran zu sein. Das Gefühl muss dasselbe sein – mit dem Vorbehalt, einige unschöne Limitierungen ausbessern zu können."

Was bei Indiegames wie Shovel Knight gelobt wird, gelingt Locomalito mit jedem einzelnen seiner Titel: Es sind Spiele, die sich anfühlen wie aus einer anderen Zeit. Aber es ist keine rein oberflächliche Nostalgie. Stattdessen destilliert er die romantisierte Erinnerung und modernisiert sie fast unsichtbar dort, wo es nötig ist.

Daniel Ziegener

Daniel Ziegener

Daniel war jahrelang freier Autor beim Spiegel, GameStar und Co. Heute ist er Redakteur bei Heise Online – und nebenbei leitender Redakteur von Debuff.
Bremen